TERRA-Online / Gymnasium


African-Americans


African-Americans, Afroamerikaner, schwarze Bevölkerung, ethnische Minderheit, Minorität, Bevölkerungsgruppe, Kolonie, Sklaven, Einwanderung, Immigranten, Zuwanderer, Arbeitsmarkt

Die Schwarzen oder African-Americans der US-amerikanischen Gesellschaft bilden nicht nur eine einheitliche Rasse, sondern spätestens seit dem Ende des 19. Jh. eine ethnisch-kulturell eigenständige Bevölkerungsgruppe. Da die Schwarzen schon im 17. und 18. Jh. mit den Kolonisten als Kontraktarbeitskräfte bzw. als Sklaven aus Westafrika zugewandert sind, bilden sie ein wichtiges Element beim Entstehen der USA.

Die Nachfrage nach Baumwolle in Europa führte im 18. Jh. zum Ausbau des Plantagensystems im subtropischen Klima der südlichen Kolonien Nordamerikas. Die Schwarzen holte man als widerstandfähige Arbeitskräfte aus Westafrika. Mit der Ausweitung des Plantagensystems von Virginia über North Carolina und South Carolina bis Alabama, Mississippi, Louisiana und Texas hatten sich in den ländlichen Counties 95 % aller Schwarzen konzentriert.
Mit dem Sklavenverbot um 1807 bzw. im Bürgerkrieg 1862 mit der emancipation proclamation (Sklavenbefreiungsgesetz; Windhorst 1983) erfolgte dann die Zunahme der schwarzen Bevölkerung nur noch durch Geburtenüberschuss. Die Südstaaten begannen zwischen 1881 und 1891 mit einer offiziellen Segregation von Schwarzen und Weißen.
Die „Befreiung der Sklaven“ führte zum Umbau der Plantagen in share-cropper-Pächtersysteme. Die Anteilspächter siedelten in der Flur in einfachen Hütten. Wenige hatten die Gelegenheit genutzt, in Städte abzuwandern. Der ländliche Raum zwischen Virginia und dem Westen Texas wird als das kulturelle Kerngebiet der Schwarzen bezeichnet.
Die ländliche Armut, vor allem nach der einsetzenden Mechanisierung der Landwirtschaft, führte zunächst zur Wanderung in die Städte des Südens. Hier entstanden einfache Siedlungen am Stadtrand. Diese unterschieden sich deutlich von den später in den Industriestädten des Nordens entstandenen Innenstadtghettos.
Im Ersten Weltkrieg und vermehrt im Zweiten Weltkrieg zwischen 1942 und 1945 fehlten Arbeitskräfte in den Industriestädten des Nordens – die auf Rüstung umgestellten Betriebe verlangten einfache Arbeiter. Da Einwanderer aus dem Ausland fehlten, wurden in den Südstaaten gezielt die Schwarzen mobilisiert. So führten die Pull-Faktoren einerseits und die Push-Faktoren („ländliche Armut in den Südstaaten“) andererseits zur „Großen Wanderungswelle“ (Great Migration) in die Zentren des Industriegürtels Chicago, Detroit, Cleveland, Milwaukee, Buffalo, Philadelphia oder New York. Nach 1940 lockten auch die Rüstungsmetropolen des Westens wie Los Angeles, San Francisco und Oakland. Mehr als 4 Mio. Schwarze sind direkt vom Land in die Industriestädte gezogen; die Städte des Südens wurden dabei übergangen. Hauptabwanderungsgebiete waren zunächst Georgia und South Carolina, später Alabama und Mississippi. Der Anteil der schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten ist dadurch auf 53 % gesunken. Mit der enormen Zuwanderung in die Industriestädte wurde eine rasche Urbanisierung der Schwarzen eingeleitet. Heute leben über 60 % in Städten.
Auch innerhalb der Großstädte entstand mit den Innenstadtghettos eine neue räumliche Struktur. Durch die bekannten „Invasions-Sukzessions-Prozesse“ und durch die Bau- und Nutzungsgesetze (constraints) bildeten sich in Form von black belts reine Wohngebiete der Schwarzen (Hypersegregation).
Die veränderte wirtschaftliche Situation in den 1970er Jahren mit besseren Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten für die Schwarzen und dem Entstehen einer schwarzen Mittelschicht einerseits sowie dem Abbau von Arbeitsplätzen in den klassischen Industriezweigen mit wachsender Arbeitslosigkeit andererseits führte zur sozialen Polarisierung der Schwarzen. Die Mittelschichtschwarzen zogen in Suburbansiedlungen (black suburbanization), in den Innenstadtghettos blieben die Armen, die „Nicht-Mobilen“ zurück: die unbeschäftigten Männer, Mütter mit Kindern ohne Familienvater sowie die Alten.
Außer den intraregionalen Suburbanisierungsprozessen der „Mittelschicht-Schwarzen“ beobachtet man zunehmend überregionale Wanderungen. Erfolgreiche junge Schwarze oder Ältere mit besseren Einkommen ziehen aus den Industriestädten wieder zurück in die Südstaaten, meist in größere und kleinere städtische Zentren (sog. returnees). Eine weitere Wanderungsrichtung zielt innerhalb des Industriegürtels zu kleineren Städten im Umland der Industriezentren und in Städte mit einer besseren Versorgung der sozial schwachen Bevölkerung durch Unterstützungszahlungen und preisgünstige Unterkünfte.


Quelle: Länderprofil USA
Autor: Roland Hahn
Verlag: Klett-Perthes
Ort: Gotha
Quellendatum: 2002
Seite: 299-301 (stark gekürzt)
Bearbeitungsdatum: 12.05.2006
Klett-GIS
Das webbasierte Geographische Informationssystem zum Haack Weltatlas.


TERRA Methoden
Die TERRA Methodenseiten im Überblick.